Aviation Traders
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Aviation Traders Ltd

Aviation Traders Ltd ist ein im Jahre 1947 gegründetes britisches Luftfahrt-Unternehmen, das ursprünglich beabsichtigte, einen Nachfolger für die berühmte US-amerikanische Douglas DC-3 zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Im Laufe der Zeit wurden zunächst diverse Flugzeugtypen im Auftrag umgebaut und 1957 die ATL-90 Accountant als erstes eigenes Muster herausgebracht. Den größten Erfolg hatte das Unternehmen jedoch mit dem Umbau von Douglas DC-4 zu speziellen Frachtflugzeugen mit überhöhtem Cockpit mit der Bezeichnung ATL-98 Carvair, die sowohl PKW als auch Passagiere befördern konnten. Heute ist Aviation Traders als technische Entwicklungs- und Beratungsfirma tätig und produziert nebenher diverse Komponenten bzw. Ausrüstungen für die Luftfahrt. Der Luftfahrtbetrieb war zeitweise auch als Aviation Traders Engineering Ltd bekannt.

Geschichte

Gründung
Das Unternehmen Aviation Traders Limited wurde im Jahre 1947 vom britischen Geschäftsmann und Privatpiloten Sir Freddie Laker (1922-2006) auf dem Flugplatz von Rochford bei Southend-on-Sea in der Grafschaft Essex in England gegründet. Das Unternehmen ging dabei aus der Firma Britavia hervor, die ihm ebenfalls gehörte. Freddie Laker war einer der vielen Konstrukteure und Hersteller, die sich damals daran versuchten, einen moderneren Nachfolger für die berühmte und noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg allseits populäre US-amerikanische Douglas DC-3 zu entwickeln und erfolgreich zu vermarkten. Die ersten Entwürfe Lakers hierzu gehen auf das Jahr 1945 zurück.
Erste Umrüstungen
Zunächst begann Aviation Traders mit dem Umbau existierender Flugzeugmuster nach Wunsch des Kunden. Das Unternehmen rüstete überzählige militärische Schulflugzeuge wie die Percival Prentice und einige weitere Typen für den zivilen Betrieb um.
In etwa zeitgleich wurden im Kundenauftrag einige viermotorige Avro Tudor zu Frachtflugzeugen mit der Bezeichnung Avro Super Trader umgebaut, nachdem sich die ursprünglichen Maschinen sich als Verkehrsflugzeug nicht bewährt hatten.
Erstes eigenes Flugzeug
Das Ergebnis der Arbeiten an einem eigenen Flugzeug war die Aviation Traders ATL-90 Accountant, das nach dem Willen Lakers als Nachfolger der Douglas DC-3 vorgesehen war und in alle Welt verkauft werden sollte. Der Erstflug der Maschine fand am 9. Juli 1957 statt. Die Accountant war als modernes zweimotoriges Flugzeug für 28 Passagiere ausgelegt und wurde wie die erfolgreicheren Avro 748, Fokker F-27 Friendship, NAMC YS-11 und Handley Page Dart Herald von Rolls-Royce Dart-Propellerturbinen angetrieben. Unglücklicherweise erwies sich war der Markt für derartige Flugzeuge als bereits gesättigt und die Accountant fand trotz unbestreitbarer Qualitäten und einigem Interesse letzten Endes keine Käufer. Die Accountant war der erste und letzte eigene Flugzeugtyp von Aviation Traders. Nur ein Prototypen wurde fertiggestellt und geflogen, die zwei weiteren ursprünglich zum Bau vorgesehenen Prototypen wurden wegen der Einstellung des Programms nicht mehr gebaut.
Carvair - das erfolgreichste Modell
Dafür lief das Geschäft mit den Umrüstungen nach Kundenwunsch weiterhin umso mehr erfolgreich. Als gegen Ende der 1950er Jahre der Luftfrachtverkehr für sperrige Güter sowie PKW über den Ärmelkanal stark anwuchs und die dazu im Einsatz befindlichen Bristol 170 Freighter schnell zu klein wurden, stellte sich die Frage nach einem größeren Ersatz. Aviation Traders erkannte das geschäftliche Potential und stellte den entsprechenden Fluggesellschaften ein Umbau auf Basis der Douglas DC-4 bzw. C-54 vor, der die originale Zelle ab dem Tragwerk mit Ausnahme des Seitenleitwerks sowie des Fahrwerks beibehielt, jedoch im vorderen Bereich komplett neu gestaltet war. Der vordere Rumpf wurde um 2,64 m verlängert und das Cockpit höher gelegt, um ein großes hydraulisches Ladetor zu ermöglichen, wodurch die neue Maschine im vorderen Bereich einen charakteristischen Buckel erhielt, der an den der späteren Boeing 747 erinnert.
Mit diesem Aviation Traders ATL-98 Carvair (Carvair = Car-via-Air = Transport von Autos auf dem Luftweg) genannten Maschine, die am 21. Juni 1961 zum Jungfernflug startete, konnten nun 5 PKW und 25 Passagiere im hinteren Teil befördert werden. Andere Kombinationen waren auf Wunsch ebenfalls möglich. Insgesamt wurden 21 DC-4 zur Carvair umgebaut und nach ihrem Einsatz über den Ärmelkanal bis 1972 an Betreiber auf der ganzen Welt verkauft und noch viele Jahre als Transportflugzeug für sperrige Lasten geflogen. Heute ist nur noch eine einzige Carvair in den USA als Frachtflugzeug im Einsatz, wobei noch etwa 5 oder 6 Maschinen existieren, von denen jedoch nur noch drei flugfähig sind. Die Carvair gilt als ideeller Vorläufer der Boeing 747 und wird auch Mini Jumbo oder Propeller Jumbo genannt.
Heutige Aktivität
Nach dem Ende der Tätigkeit als Flugzeughersteller betätigte sich Aviation Traders bis heute als technische Entwicklungs- und Beratungsfirma für andere Luftfahrtunternehmen. Das Unternehmen besitzt auch Anlagen zur Prüfung von strukturellen und mechanischen Komponenten sowie elektrischen Anlagen. Daneben werden aber auch Komponenten für den Flugzeugbau hergestellt, wie Abwassertanks, Eisbildungswarner, Enteisungsanlagen, Sicherheitsausstattungen, Sitze usw.

Flugzeugtypen

Umbauten im Auftrag
Percival Prentice - (Umrüstung für zivilen Betrieb)
Avro Tudor - (Umrüstung zum Frachtflugzeug Avro Super Trader)

Eigene Flugzeugtypen
ATL-90 Accountant

Umbauten in Eigenregie
ATL-98 Carvair - (speziell zum Frachtflugzeug umgebaute Douglas DC-4)

Aviation Traders ATL-90

Aviation Traders ATL-90
Typ - Verkehrsflugzeug
Entwurfsland - Vereinigtes Königreich
Hersteller - Aviation Traders Ltd
Erstflug - 9. Juli 1957
Stückzahl - 1

Die Aviation Traders ATL-90 Accountant war der Versuch der britischen Luftfahrt-Firma Aviation Traders Ltd. mit einem zweimotorigen Turboprop-Passagierflugzeug in die Serienfertigung entsprechender Maschinen einzusteigen, die in etwa den Marktbereich der Fokker F-27 abdeckten. Der Erstflug fand am 9. Juli 1957 statt, doch der Tiefdecker blieb ein einzelner Prototyp, da trotz einigem Interesse letztlich kein Käufer dafür gefunden werden konnte.
Geschichte
Die ATL-90 Accountant wurde von Aviation Traders Ltd. als zweimotoriges Turboprop-Passagierflugzeug entwickelt und war nach dem Willen des Firmenchefs Freddie Laker als Nachfolger der Douglas DC-3 vorgesehen. Seine ersten Entwürfe für einen Nachfolger der Dakota gingen auf das Jahr 1945 zurück und mit der ATL-90 sollte nunmehr wie früher mit der DC-3 ein Flugzeug entstehen, das in alle Welt verkauft werden sollte. Die ATL-90 war als Tiefdecker ausgelegt und konzeptionell so etwas wie eine etwas kleinere Abwandlung der ausgezeichnet bewährten mit vier Turboprop-Triebwerken vom Typ Rolls-Royce Dart versehenen Passagiermaschine Vickers Viscount für Kurz- und Mittelstrecken. Um bei der Entwicklung Zeit und Kosten zu sparen übernahm Laker die Bug- bzw. Cockpitsektion der Vickers Viscount, weshalb die Maschine bis auf die zweimotorige Auslegung durchaus gewisse Ähnlichkeiten mit der letzteren Maschine besaß, wobei sich das Leitwerk wiederum deutlich unterschied. Laker rechnete sich aufgrund der nicht nur optischen Ähnlichkeit zur Vickers Viscount einige Chancen auf dem Markt aus und wollte damit in die Serienfertigung entsprechender Maschinen einsteigen, die in etwa den Marktbereich der Fokker F-27 abdeckten. Der einzige Prototyp flog erstmals am 9. Juli 1957 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen G-ATEL. Es waren drei Prototypen vorgesehen, von denen aber nur einer vollendet und geflogen wurde. Es konnten trotz unbestreitbarer Qualitäten und einigem internationalen Interesse keine Kunden für das Projekt gewonnen werden, da der Markt mit den bereits erfolgreichen Mustern Avro 748, Handley Page Dart Herald sowie Fokker F-27 Friendship bereits gesättigt war. Das Programm wurde deswegen 1958 endgültig eingestellt und der Prototyp im Februar 1960 abgewrackt.

Technische Daten
Kenngröße - Daten
Besatzung - 2
Passagiere - 28
Länge - 18,93 m
Spannweite - 25,15 m
Höhe - 7,70 m
Flügelfläche - 58,71 m²
Flügelstreckung - 10,8
Leermasse - 7.693 kg
Startmasse - 12.928 kg
Reisegeschwindigkeit - 470 km/h
Höchstgeschwindigkeit - 475 km/h
Dienstgipfelhöhe - ?
Reichweite - 3.364 km
Triebwerke - 2 × Propellerturbinen Rolls-Royce Dart R.Da.6 Mk 512, je 1298 kW

Aviation Traders ATL-98

Aviation Traders ATL-98
Typ - Passagier- und Frachtflugzeug
Entwurfsland - Vereinigtes Königreich
Hersteller - Aviation Traders
Erstflug - 21. Juni 1961
Produktionszeit - 1961-1969
Stückzahl - 21

Die Aviation Traders ATL-98 Carvair ist ein viermotoriges, kombiniertes Fracht- und Passagierflugzeug, das vom britischen Hersteller Aviation Traders Ltd von 1961 bis 1969 in 21 Exemplaren aus dem US-amerikanischen Verkehrsflugzeug Douglas DC-4 umgebaut wurde. Auffallend sind Position und Form des Cockpits, welches seinen Platz in einem Buckel über der Ladefläche hat, ähnlich wie bei der Budd RB-1 Conestoga, der Bristol 170, der Armstrong Whitworth Argosy und später der Boeing 747. Wie die DC-4 hat auch die ATL-98 keine Druckkabine.
Geschichte
Gegen Ende der 1950er Jahre bestand Bedarf (durch Sir Freddie Laker und seine Firma Air Charter, die später auch Channel Air Bridge hieß und noch später als Teil von British United verkauft wurde) an einem Flugzeug, das gleichzeitig Automobile und deren betuchte Besitzer zu ihren Zielen über den Ärmelkanal zwischen Großbritannien, Irland und Frankreich transportierte. Die bereits für diesen Zweck verwendeten Bristol 170 Freighter bzw. Superfreighter waren aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens zu klein geworden. Da viele Fluggesellschaften DC-4-Flugzeuge aus ihren Beständen verkauften, baute Aviation Traders Ltd. eine Anzahl dieser Maschinen um. Das Cockpit wurde um 2,08 Meter nach oben über den nun durchgehenden 24,74 m langen und max. 2,03 m hohen Frachtraum verlegt, der Rumpf verlängert, das hintere Druckschott um 1,2 m nach hinten versetzt und das Seitenleitwerk erhöht. Insgesamt wurde die Maschine durch die Maßnahmen 900 kg schwerer, was durch Einsparungen im Innenraum aber wieder wettgemacht werden konnte. Der Bug konnte zum Be- und Entladen durch eine nach Backbord wegklappende und hydraulisch betätigte Klappe geöffnet werden. Der erste Umbau begann im Oktober 1960 und der Erstflug fand am 21. Juni 1961 mit Testpilot D.B. Cartridge am Steuer statt. Die erste Maschine (G-ANYB) erhielt am 31. März 1962 ihre Zulassung. Die Carvair konnte fünf Autos und in einem Abteil beim Heck 22 Passagiere befördern. Die reine Passagierversion beförderte 85 Fluggäste; auf Wunsch waren aber auch andere Konfigurationen möglich. Der Name „Carvair“ entstand als Abkürzung aus „Car via Air“. Die Fluggesellschaft British United Air Ferries nahm Anfang 1962 mit diesem Typ den Betrieb auf, welcher am 1. Januar 1977 endete. Der Preis für eine Umrüstung belief sich auf zunächst etwa 105.000 Pfund pro Flugzeug.
Betreiber
Zwischen 1961 und 1969 wurden insgesamt 21 DC-4 (19 C-54, 2 DC-4) umgebaut. Diese wurden ausgeliefert an:
Aer Lingus (3 Stück, 1963-1964);
Ansett-ANA (3 Stück, 1965-1968);
Aviaco (3 Stück, 1964-1965);
British Air Ferries1) (1 Stück, 1969);
British United Air Ferries1) (6 Stück, 1963-1966);
Channel Air Bridge1) (3 Stück, 1962);
Interocean Airways (2 Stück, 1962), die unter luxemburgischer Flagge flog.
1) Channel Air Bridge und Silver City Airways schlossen sich am 1. Januar 1963 zu British United Air Ferries (BUAF) zusammen. Diese wurde am 1. Oktober 1967 in British Air Ferries umbenannt.
Nach dem Ende der Beförderung von Pkw über den Ärmelkanal im Jahre 1973 verkauften die meisten Betreiber ihre Carvair an Frachtfluggesellschaften rund um die Welt.
Ende Mai 2007 waren noch zwei Maschinen im Dienst, davon eine bei Phoebus Apollo (9J-PAA) in Südafrika und eine bei Gator Global Flying Services in Texas. Drei oder vier weitere nicht flugfähige Maschinen existieren ebenfalls noch.
Zwischenfälle
Vom Erstflug 1961 bis Juli 2019 kam es mit ATL-98 Carvair zu acht Totalschäden. Bei 4 davon kamen 24 Menschen ums Leben. Beispiele:
1) Am 28. Dezember 1962 wurde mit einer aus Southend kommenden ATL-98 der Channel Air Bridge (Luftfahrzeugkennzeichen G-ARSF) bei schlechter Sicht und Schneefall ein Sichtanflug auf den Flughafen Rotterdam durchgeführt. Auf Grund eines zu steilen Anflugs kollidierte das Flugzeug 240 Meter vor der Landebahn mit einem zwei Meter hohen Damm, sprang wieder hoch und schlug dann 70 Meter weiter sehr heftig erneut auf. Dabei riss die rechte Tragfläche ab, woraufhin die Maschine sich nach rechts auf den Rücken drehte und noch rund 200 Meter weiter rutschte. Der Kapitän wurde getötet, die anderen 3 Besatzungsmitglieder sowie die 14 Passagiere überlebten.
2) Am 8. März 1967 verlor eine ATL-98 der Compagnie Air Transport (F-BMHU) beim Start vom Flughafen Karachi wieder an Höhe und stürzte auf eine Straßenbrücke, wobei sie Rikschas und einen Lastwagen zerstörte. Das Startgewicht der voll beladenen Maschine war für die herrschenden Wetterbedingungen zu hoch. Vier der sechs Besatzungsmitglieder sowie sieben Personen am Boden kamen ums Leben.
3) Am 18. März 1971 brach an einer aus Southend kommenden ATL-98 der British Air Ferries (BAF) (G-APNH) bei einer Seitenwindlandung auf dem Flughafen Le Touquet das Bugfahrwerk zusammen. Alle 18 Insassen überlebten den Unfall. Eine Reparatur der Maschine wäre jedoch unwirtschaftlich gewesen.
4) Am 30. Mai 2007 setzte die ATL-98 der Brooks Fuel (N898AT) in Alaska, beladen mit knapp 11.400 Litern Benzin, auf dem Nixon Fork Mine airstrip (Alaska, USA) vor der Landebahn auf, worauf das rechte Hauptfahrwerk abgerissen wurde. In der Folge brach bei Bodenberührung auch die rechte Tragfläche ab und die Maschine kam neben der Landebahn zum Stillstand, wo sie teilweise verbrannte. Beide Besatzungsmitglieder überlebten den Unfall, das Flugzeug wurde jedoch abgeschrieben.

Technische Daten
Technische Daten der Aviation Traders ATL-98

Kenngröße - Daten
Länge - 31,27 m
Spannweite - 35,82 m
Höhe - 9,09 m
Flügelfläche - 135,8 m²
Flügelstreckung - 9,4
Leermasse - 18.762 kg
Startmasse - 33.475 kg
Landerollstrecke - 650 m
Startrollstrecke - 1035 m
Steiggeschwindigkeit - 198 m/min
Überziehgeschwindigkeit (ohne Klappen) - 191 km/h
Reisegeschwindigkeit - 342 km/h
Höchstgeschwindigkeit - 402 km/h
Dienstgipfelhöhe - 5700 m
Reichweite - 5560 km
Triebwerke - 4 × Pratt & Whitney R-2000-7M2 Twin Wasp zu je 1081 kW

Trivia

Im bekannten James-Bond-Film Goldfinger von 1964 hatte eine Carvair einen Auftritt.

Douglas DC-4
Douglas C-54
Canadair North Star